wendelin

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  • #1

Autismus nennen - aber wie?

Sehr geehrte Damen und Herren,,

ich bin einer der Menschen, die Autismus als Diagnose haben. Die einschlägige Erfahrung, die ich bislang mit dem Nennen der Behinderung gesammelt habe, ist überwiegend positiv.Auch hier im Forum.

Jeder Mensch kann sich unter den Begriffen "Contergan" oder "Rollstuhl" sich etwas vorstellen. Meine Erfahrung bezüglich meiner Einschränkung ist die, dass Autismus zwar als Schlagwort ein Begriff zu sein scheint, aber nicht das, was sich dahinter wirklich verbirgt.

Ich frage mich, wie ich meine Einschränkung in ein paar wenigen (angenehmen) Worten in mein Profil integriere.

Vielen herzlichen Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen.

Wendelin
 
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  • #2
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von wendelin:
Sehr geehrte Damen und Herren,,

ich bin einer der Menschen, die Autismus als Diagnose haben. Die einschlägige Erfahrung, die ich bislang mit dem Nennen der Behinderung gesammelt habe, ist überwiegend positiv.Auch hier im Forum.

Jeder Mensch kann sich unter den Begriffen "Contergan" oder "Rollstuhl" sich etwas vorstellen. Meine Erfahrung bezüglich meiner Einschränkung ist die, dass Autismus zwar als Schlagwort ein Begriff zu sein scheint, aber nicht das, was sich dahinter wirklich verbirgt.

Ich frage mich, wie ich meine Einschränkung in ein paar wenigen (angenehmen) Worten in mein Profil integriere.

Vielen herzlichen Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen.

Wendelin

Spontan kommt mir folgende Idee: beispielsweise unter der Rubrik "Was mir wichtig ist" könnt man schreiben: Das Buch "Bundschatten und Fledermäuse" , weil es in etwa meine Situation schildert. Die, die das Buch kennen, wissen dann Bescheid und die anderen werden vielleicht neugierig...
 

Lisa22

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  • #3
AW: Autismus nennen - aber wie?

Hallo Wendelin, Du schreibst sehr nett. Ich kann mir vorstellen, dass Du auch ein sympathisches Profil hast.

Ob AS im Profil stehen müsste? Es ist ein „anders sein“. Ich kenne Betroffene. Sie sind beruflich erfolgreich, höflich, sehr sympathisch, jedoch nicht sehr gesellig. Ja, im zwischenmenschlichen Bereich gibt es Schwierigkeiten. Andererseits gibt es viele positive Eigenschaften. Ich schätze die geradlinige und ehrliche Art sehr.

Mir wären erst mal Deine Eigenschaften wichtig. Wenn das erste Date nett verläuft und beiderseitiges Interesse vorhanden ist, könntest Du es persönlich ansprechen. Schwierigkeiten beim Einfühlungsvermögen kann man durch „im Gespräch bleiben“ gut bewältigen. Du machst Dir wenigstens Gedanken. Es gibt viele NT’s bei denen ich mir mehr Einfühlungsvermögen wünschen würde.

Du schreibst selbst, dass viele nicht wissen was hinter AS steckt. Dich erleben und dann von Dir mehr erfahren, wäre meine Idee. Eine Frau, die an Dir interessiert ist, wird Dich gerne unterstützen. Wichtig wäre m.E., dies zu Beginn einer Beziehung anzusprechen um Missverständnisse zu vermeiden.
 
W

winzling_geloescht

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  • #4
AW: Autismus nennen - aber wie?

Hallo Wendelin,

ich weiß jetzt nicht, wie dein Profil aussieht, geh aber davon aus, dass es dir gut gelungen ist. Du wirkst total positiv auf mich, anderen geht es sicher genauso. Es reicht doch, wenn du diesen Umstand (Asperger) erwähnst, vielleicht noch anmerkst, dass du diesbezügliche Fragen gern schriftlich oder im persönlichen Gespräch beantworten wirst.

Es gibt genug Möglichkeiten, sich darüber zu informieren. Wer Interesse daran hat, tut das auch. Und es gibt die ganz einfache Möglichkeit, dich zu fragen. Also beschreib, wie und wer du bist, was du in der Freizeit (vielleicht gern mit einer Partnerin?) machst (bzw. machen würdest). Bei Parship kommen auch immer ein paar (zwei bis drei) Fotos ganz gut, auf denen du irgendwas machst (Fahrrad fahren, wandern, heimwerken oder so), oder einfach nur stehst oder sitzt und möglichst lächelst. Ich denke, das bekommst du hin. Ich drück dir die Daumen.
 

Novacita

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  • #5
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von wendelin:
Sehr geehrte Damen und Herren,,

ich bin einer der Menschen, die Autismus als Diagnose haben.
Ich frage mich, wie ich meine Einschränkung in ein paar wenigen (angenehmen) Worten in mein Profil integriere.

"Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie, und das passt in Spatzenhirne nicht hinein"!
Gerhard Schöne, Liedermacher

Sei so wie Du bist und freu Dich darüber! Lassen wir uns in kein Schema pressen!
Alles Gute!
 
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  • #6
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zu meiner (Kindheits-)Zeit wurde die Diagnose „Autismus“ sicher noch nicht so häufig gestellt, wie wohl heutzutage oder in den letzten 2 Jahrzehnten. - Und das obwohl in meinen Jahrgängen der Autismus als Phänomen sicher auch nicht seltener vorkommt als in den späteren Jahrgängen.

Bei mir selbst wurde diese Diagnose also nie gestellt. Und trotzdem fragte ich mich seit 25 Jahren immer mal wieder, ob ich auch selbst von Autismus betroffen sein könnte.

Das was mir selber am meisten geholfen hatte, war mich hier selbst an den Forums-Diskussionen zu beteiligen. Am Anfang habe ich zunächst einmal ziemliche verbale Dresche bezogen. Aber dadurch habe ich dann ziemlich rasch folgende Dinge gelernt:
1.) Wie die breite Masse tickt (Verstehe ich immer noch nicht ganz. Und ist mir immer noch ziemlich fremd. Macht mir aber nichts.)
2.) Wie ich mich vor den für mich schlimmsten verbalen Schlägen schützen kann.
3.) Wie ich selber innerlich funktioniere. (Das war für mich das Wichtigste.)
4.) Und wie ich es schaffe, mich selbst für andere Menschen besser verständlich zu machen.

Wenn folgender Weg für Dich gangbar ist, dann antworte doch auf die obigen Beiträge (oder auf einige daraus), was davon für Dich zutreffend ist und was nicht, bzw. was davon bei Dir anders ist.

Wenn Du das versuchst, kann das ein ganz spannendes Abenteuer für Dich werden. (Und eine Partnerin findet sich danach immer noch. Und zwar viel leichter.)
 

Novacita

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  • #7
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von Lisa22:
Ich kenne Betroffene. Sie sind ...nicht sehr gesellig. ..im zwischenmenschlichen Bereich gibt es Schwierigkeiten. Andererseits gibt es viele positive Eigenschaften. Ich schätze die geradlinige und ehrliche Art sehr.

Schwierigkeiten beim Einfühlungsvermögen..

usw.

Das sind doch sehr gute Ansätze von Lisa. Warum das Ganze nicht einfach beschreiben, wie es sich äußert, statt die Leute mit dem Wort Autismus gleich zu erschlagen? Das kann dezent schon im Profil stehen, alles andere hat, denke ich, Zeit für später.
 

Freitag

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  • #8
AW: Autismus nennen - aber wie?

schwierigkeiten beim einfühlunsgvermögen wären für mich schon was, was für mich in einer partnerschaft unvereinbar wäre
 

wendelin

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  • #9
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von Freitag:
schwierigkeiten beim einfühlunsgvermögen wären für mich schon was, was für mich in einer partnerschaft unvereinbar wäre

Liebe(r) Freitag,

jetzt wird es schwierig, ohne dir auf den sprichwörtlichen Schlips zu treten. Sollte dieses der Fall sein, bitte ich vielmals um Entschuldigung und die entsprechende Nachsicht. Weil wir Autisten gerne dazu neigen, über das Ziel hinauszuschießen.

Ich fürchte, sobald die meisten Personen auch nur das Wort "Autismus" hören, denken sie, dass wir Autisten keine Gefühle empfinden könnten. Dieses ist leider ein weit verbreitetes Vorurteil. Zugegeben, wir haben Probleme mit der Benennung und Äußerung von Gefühlen. Was die meisten sicherlich verunsichert, dass wir nach außen regungslos erscheinen.
Es dauert bei jeden, bis die Signale des Gegenübers relativ zweifelsfrei gedeutet werden können.
Es gibt genug Menschen, die mit Autismus durch die Gegend rennen, ohne dass sie eine entsprechende Diagnose haben. Als Nichtautist hätte ich die größere Angst davor, warum der andere so tick wie er tickt ohne die Gründe zu kennen.

Mit freitag-vorabendlichen Grüßen

Wendelin
 

wendelin

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  • #10
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von Freitag:
schwierigkeiten beim einfühlunsgvermögen wären für mich schon was, was für mich in einer partnerschaft unvereinbar wäre

Liebe(r) Freitag,

es ist verständlich, dass eine Beziehung am mangelnden Einfühlungsvermögen scheitern kann.Sicherlich haben wir Autisten Probleme damit, Gefühle zu erkennen und sie zu benennen.

Meines Erachtens hat dieses nicht unbedingt mit Autismus oder Nicht-Autismus allein zu tun. Wenn ich jemanden besser kenne, so kann ich ihn auch besser einschätzen. Damit sind wir Autisten nicht alleine.

Ich gebe zu bedenken, dass sehr viele Menschen nichts von ihrem Autismus wissen. Sei doch froh, wenn jemand auf seine "Unzulänglichkeiten" aufmerksam macht. Dadurch wird dir die Chance gegeben, dich besser auf deinen Gegenüber einzustellen.

Wendelin
 
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  • #11
AW: Autismus nennen - aber wie?

Wendelin, ich gratuliere!
Also rein in die persönliche Stellungnahme!

Zitat von wendelin:
Es dauert bei jeden, bis die Signale des Gegenübers relativ zweifelsfrei gedeutet werden können.

Und das können die „Normalos“ meist auch nicht.

Leider glauben aber die meisten „Normalos“, sie könnten das.

Die wirkliche Kunst besteht an wichtigen Punkten dann aber darin, behutsam nachzufragen: „Wie war denn das gemeint?“
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Novacita

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  • #12
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von Freitag:
schwierigkeiten beim einfühlunsgvermögen wären für mich schon was, was für mich in einer partnerschaft unvereinbar wäre

Schwierigkeiten heißt nicht, dass es gar nicht ginge, sondern nicht im gewohnten Maß. Kommt wahrscheinlich auf den Grad der Ausprägung an.
Aber so richtig schön einfühlen - ja, das ist was... ;-) Schön, dass Du das schätzt, Freitag!
 

Markus Ernst

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  • #13
AW: Autismus nennen - aber wie?

Lieber Wendelin,

vielen Dank für Ihren Beitrag. Schon häufiger wurde hier im Forum die Frage diskutiert, wie/ob man mit bestimmten Diagnosen oder Krankheitsbilder bei der (Online-)Partnersuche umgehen sollte. Die Meinungen gehen dabei ziemlich weit auseinander: manche sind der Auffassung, dass es am besten und ehrlichsten wäre, direkt im Profil die gesamte Situation zu beschreiben, andere bevorzugen eine "vorsichtige Umschreibung" der Erkrankung und wieder andere halten es für am besten, in der Selbstdarstellung noch gar nicht darauf einzugehen.
Ich bin der Meinung - und es handelt sich dabei um Erfahrungswerte anhand der Rückmeldungen von Mitgliedern - dass es ratsam ist, im Profil noch nicht auf die Erkrankung/Diagnose einzugehen. Als Leser Ihrer Selbstdarstellung habe ich nicht unmittelbar die Möglichkeit, Antworten auf meine Fragen zu bekommen, erlebe Sie nicht als Person und laufe Gefahr, relativ schnell in Schubladen zu denken. Ganz anders im persönlichen Gespräch - egal ob am Telefon oder "live" - hier besteht eben die Chance, Sie als Mensch kennenzulernen. Vielleicht tritt dann auf einmal eine bestimmte Diagnose ganz in den Hintergrund, weil ich von anderen Aspekten Ihrer Person so fasziniert bin. Letztlich geht es immer um die möglichen Auswirkungen einer bestimmten Erkrankung auf das Zusammenleben mit einem Menschen - das interessiert auch Ihr Gegenüber bei der Partnersuche. In einem persönlichen Gespräch ist dies meiner Ansicht nach besser aufgehoben als direkt im Profil.
Interessieren würde mich, für welchen Weg Sie sich letztlich entscheiden.

Herzliche Grüße aus Hamburg,
Markus Ernst
 

Mentalista

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  • #14
AW: Autismus nennen - aber wie?

Lieber Wendelin,

wirklich sicher, dass die Diagnose richtig ist? Ich erkenne mich in vielen Gedanken wieder, habe schon überlegt, ob ich ein kleiner Asberger bin, aber auch da passt vieles nicht. Eher der Verdacht auf Hochsensibilität.

Dieses "bunter Vogel unter vielen grauen Krähen" kenne ich sehr gut und ich würde eher sagen, dass viele angeblich normale Menschen viel eher Autisten sind, auch wenn sie Gefühle bennen können, aber wenig reflektierend denken und handeln können, was ich in deine Zeilen sehr wohl lese.

Viele Menschen sind sowas von oberflächig, sind sicherlich harmlos und nette Menschen, aber sobald jemand anders ist, tiefsinner und dieses Mainstream nicht mitgehen kann, dann wird man schief und komisch angeschaut.

Ich kenne einen echten Autisten und zwischen seinem Verhalten, schreiben und das was ich von dir lese, sind himmelweite Unterschiede.

Ich empfehle auf keinen Fall das Wort "Autismus" bei der Partnersuche zu thematisieren, weil viele Menschen damit nicht umgehen können.

Wie ist deine Kommunikation mit Tieren, magst du Tiere, wie reagieren Tiere auf dich?

Mentalista
 

maxine195

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  • #15
AW: Autismus nennen - aber wie?

Zitat von wendelin:
Liebe(r) Freitag,

jetzt wird es schwierig, ohne dir auf den sprichwörtlichen Schlips zu treten. Sollte dieses der Fall sein, bitte ich vielmals um Entschuldigung und die entsprechende Nachsicht. Weil wir Autisten gerne dazu neigen, über das Ziel hinauszuschießen.

Ich fürchte, sobald die meisten Personen auch nur das Wort "Autismus" hören, denken sie, dass wir Autisten keine Gefühle empfinden könnten. Dieses ist leider ein weit verbreitetes Vorurteil. Zugegeben, wir haben Probleme mit der Benennung und Äußerung von Gefühlen. Was die meisten sicherlich verunsichert, dass wir nach außen regungslos erscheinen.
Es dauert bei jeden, bis die Signale des Gegenübers relativ zweifelsfrei gedeutet werden können.
Es gibt genug Menschen, die mit Autismus durch die Gegend rennen, ohne dass sie eine entsprechende Diagnose haben. Als Nichtautist hätte ich die größere Angst davor, warum der andere so tick wie er tickt ohne die Gründe zu kennen.

Mit freitag-vorabendlichen Grüßen

Wendelin

Lieber Wendelin, würdest du dich selbst zur Gruppe der "hochfunktionalen Autisten" zählen? ich habe einen Freund, wo ich so ein vages Gefühl habe, das könnte einiges bei ihm erklären. Er kann z.B. eigene Gefühle nicht genauer benennen, was im Gegenüber vorgeht, erfasst er eher nachträglich, analytisch,dann aber oft erstaunlich treffend. Ich schätze ihn sehr, aber sein Verhalten irritiert mich manchmal auch sehr .. Er hat übrigens Familie, Kinder, ist beruflich erfolgreich.
Ok Ferndiagnose ist schlecht, aber gibt es Anzeichen, die stark auf Autismus hinweisen, solche wie die von mir genannten? Danke dir für alle Fälle schon mal im voraus:)