AW: Erstes Mal beim Date zu Hause - Welche No-Go's?
Zitat von equinox:
Auch wenn ich damit auf eine Meta-Ebene des Geschriebenen wechsle, aber "lückenlose" Übereinstimmung wäre die Forderung einer 100%igen Kongruenz. Was mir an dieser Stelle auffällt (wahrscheinlich figuriert das als "Sezieren"), ist die merkwürdige Verallgemeinerung. Ich sage "ich finde Kamillentee nicht prickelnd" und daraus wird die Forderung nach "lückenloser Übereinstimmung bei der Nahrungsaufnahme". Nur, was sagt das jetzt über die Person aus, die so argumentiert?
Über die konkrete Person sagt es aus, dass sie gern extrem formuliert. ;-)
Ich habe mich allerdings auf kein "ich finde Kamillentee nicht prickelnd" bezogen, sondern auf den Gedankengang, dass die Wahl von Kamillentee als Getränk über die trinkende Person aussagt, dass sie auf der sinnlichen Erlebnisebene nicht zu jemandem passen kann, der im selben Augenblick Sekt o.ä. trinkt (und auch angeboten hätte).
So etwas ist mir persönlich schlicht zu beliebig und ich denke, das gilt für die meisten Menschen, dass sie sich ein gewisses Maß an Übereinstimmung mit dem Partner in unterschiedlichen Lebensbereichen wünschen (ohne jetzt auf die zahllosen Rotweine vor offenen Kaminen, die gemeinhin bei Partnersuchen idealisiert werden, einzugehen). Auf andere Situationen oder Inhalte übertragen, führt das in letzter Konsequenz dazu, dass es völlig egal wird, was der andere tut oder denkt. Hierbei Ernährung und Genussgewohnheiten auszuklammern, halte ich nicht für eine sinnvolle Sache.
Mir ist nicht egal, was der andere tut und denkt. Wenn jemand denkt, es wäre richtig, Kinder zu verprügeln, und das evt. auch tut, ist er als Partner für mich ungeeignet.
Abgesehen von ganz wesentlichen Weltanschauungen halte ich Übereinstimmungen für nebensächlich, sofern sie unser Zusammensein nicht irritieren. Möchte jemand im Urlaub IMMER weite Reisen unternehmen, wohingegen ich das nicht machen möchte, können wir kein Paar werden, da für mich gemeinsamer Urlaub dazugehört. Haben wir gemeinsame und unvereinbare Wünsche, können wir manchmal zusammen und manchmal getrennt verreisen --> kein Problem.
Um nochmals auf den kulinarischen Bereich und sinnliches Empfinden zurückzukommen: mir ist es (mit weniger Ausnahmen) egal, WAS jemand isst und trinkt - wichtig ist für mich, WIE jemand das tut. Das sinnliche Empfinden zeigt sich für mich nicht in der Auswahl, sondern in der Spürbarkeit des Genusses. Genauso lässt sich Sinnlichkeit beim Sprechen, in der Körperbewegung, dem Umgang miteinander, in Erzählungen aus dem Alltag etc. wahrnehmen. Kommt mir da nichts entgegen, ist die Person für mich sinnlich nicht wahrnehmbar und damit als Partner ungeeignet.
Ob sich jemand leidenschaftlich für Oolong-Raritäten, alten französischen Rotwein oder Kamillentee begeistert, spielt dabei (für mich) keine Rolle.
Ich weiß nicht, ob das verständich ist. Bei mir funktioniert es. Wobei ich es natürlich schön finde, wenn es Übereinstimmungen gibt und wir über die selbe Lieblingsblume in Begeisterungsstürme ausbrechen können. Aber nötig ist es nicht. Es ist sogar so, dass mich die Leidenschaft eines anderen Menschen für etwas, das ich bisher völlig uninteressant fand oder abgelehnt habe, anstecken kann, sodass ich am Schluss selbst davon begeistert bin.