sunflower9

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  • #1

Ist es noch zu früh?

Hallo, mein Mann und ich (53 Jahre) haben uns vor 6 Monaten (nach 14 Jahren Beziehung) getrennt. Ich wurde betrogen und als ich es ansprach verlassen. Ich bin hin- und hergerissen, ob ich schon bereit für eine neue Beziehung/Liebe bin. An manchen Tage fühle ich mich soweit und wünsche mir auch einen neunen Partner an meiner Seite, dann kommen schlagartig Momente in den ich ohne Interesse an einen neuen Mann bin. Ich bin bei Parship angemeldet und habe mich gestern auch mit einem netten Mann getroffen, aber eben halt nur nett ... kein Interesse meinerseits, Denken Sie es ist zu früh für mich? LG Sunflower9
 

Markus Ernst

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  • #2
Liebe sunflower9,

so ganz pasuchal lässt sich Ihre Frage natürlich nicht beantworten. Trennungs-/Trauerverarbeitung benötigt von Mensch zu Mensch unterschiedlich viel Zeit. Eine wesentliche Rolle spielt auch, wie tief und innig die Vorbeziehung war: Paare, die bereits lange Zeit nebeneinander herleben und wenig Gemeinsames teilen sind erfahrungsgemäß schneller über die Trennung hinweg, als Paare, die "aus heiterem Himmel" auseinandergehen. Als hilfreich in der Praxis hat sich folgendes Vorgehen erwiesen:

Jeder, der sich die Frage stellt, ob er/sie wieder für eine neue Partnerschaft bereit ist, sollte sich ehrlich hinterfragen, ob die Basis für eine neue Partnerschaft gegeben ist. Individuell bestehen hier große Unterschiede, auch in Abhängigkeit davon, ob man "der Verlassene" ist oder "der Verlassende" war. Letzterer hatte meist mehr Zeit, sich auf die Trennung vorzubereiten und fühlte sich als aktiver Part der Situation weniger ausgeliefert. Weiter spielt natürlich auch die Länge und Intensität der vergangenen Beziehung eine Rolle, genauso wie die Art der Trennung.
Als hilfreich hat sich in der Praxis ein Vorgehen anhand des 4-Phasenmodells zur Trauerverabeitung (im Jahr 1969 von E. Kübler-Ross beschrieben, später von J. Bowlby und C. M. Parkes sowie V. Kast – unter Einbezug von Elementen der analytischen Psychologie –modifiziert) erwiesen. Meist gelingt es Ratsuchenden, sich anhand dieses Modells selber ganz gut einzuschätzen.

Phase 1: Mit der Trennung vom Partner wird häufig zunächst ein Zustand des "Nicht-Wahrhaben-Wollens" beschrieben. Der Betroffene ist schockiert, fühlt sich empfindungslos.
Gefolgt von der zweiten Phase: Emotionen brechen auf, Wut, Trauer, Angst oder Enttäuschung kommt an die Oberfläche.
Phase 3 ist gekennzeichnet durch Konsolidierung, der Verlust wird verinnerlicht und sukzessive akzeptiert.
In der letzten Phase (Phase 4) ist die Trennung soweit verarbeitet, dass neue Rollen, Verhaltensmöglichkeiten und Lebensstile entwickelt werden können. Der Blick ist wieder nach vorne gerichtet. Ab diesem Stadium können auch wieder Beziehungen entstehen, die auf einem stabilen emotionalen Fundament stehen.

Können Sie Ihr eigenes Erleben/Verhalten seit der Trennung einordnen?

Herzliche Grüße,
Markus Ernst
 
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sunflower9

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  • #3
Hallo Herr Ernst,
die Frage, wo ich mich einordnen kann ist nicht so leicht zu beantworten - eher Tages- oder Stundenform :)
Tendenziell liege ich bei Phase 3 und rutsche immer wieder in Phase 2 (für kurze Momente)
Da ich die "Verlassene" bin und eigentlich die Trennung für mich doch überraschend kam, brauche ich wohl doch noch Zeit.
Ich hadere noch oft mit dem WARUM, weil ich von meinem Mann hierzu keine für mich einleuchtende Erklärung bekommen habe und er mit nicht den Ansatz einer Chance gegeben hat. Die "Liebe reicht nicht für ein ganzes Leben" nimmt einem jeglichen Spielraum zu kämpfen und alleine kämpft es sich auch schlecht.
Ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Antwort und kämpfe einfach weiter :)
Sabine
 

DerM

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  • #4
Zu früh gibts nicht, nur zu falsch
 

fafner

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  • #5
Zitat von sunflower9:
Ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Antwort und kämpfe einfach weiter :)
Mit wem oder worum?

Wenn Du nur mit Dir selber kämpfst, dann bringt das recht wenig. Ich kenne das auch, dieses "Hadern mit dem Schicksal". Letztlich hört das aber wohl nur auf, wenn man sich irgendwas neuem oder jemandem neuem zuwenden kann...

Setz Dich mal hin und frage Dich: kann ich mit Freude und Energie ein Profil erzeugen und pflegen? Würden da nur positive Dinge drinstehen (also nicht etwa "... nach großer Enttäuschung ..."). Würde ich auf Kontakte antworten und auch jemanden treffen wollen? Mit allen "Konsequenzen", die das so mit sich bringen kann?

Wenn das nicht geht, dann ist es noch zu früh.
 
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fafner

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  • #7
Sunflower9, ich habe derzeit kein Profil. Sonst gerne.
 

Markus Ernst

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  • #8

ENIT

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  • #9
Zitat von sunflower9:
Hallo, mein Mann und ich (53 Jahre) haben uns vor 6 Monaten (nach 14 Jahren Beziehung) getrennt. Ich wurde betrogen und als ich es ansprach verlassen. Ich bin hin- und hergerissen, ob ich schon bereit für eine neue Beziehung/Liebe bin. An manchen Tage fühle ich mich soweit und wünsche mir auch einen neunen Partner an meiner Seite, dann kommen schlagartig Momente in den ich ohne Interesse an einen neuen Mann bin. Ich bin bei Parship angemeldet und habe mich gestern auch mit einem netten Mann getroffen, aber eben halt nur nett ... kein Interesse meinerseits, Denken Sie es ist zu früh für mich? LG Sunflower9

Diese Fragen kannst nur du dir alleine beantworten. Das Date, welches du gehabt hast, da war der Mann vielleicht einfach nur nett, es hat aber nicht gepasst.
Wenn du deinem Verflossenen noch nachtrauerst solltest du erstmal Abstand von der PS nehmen, und es muss dir klar werden, was du willst. Trauerst du nicht, ist das genau der richtige Zeitpunkt. Ich weiß nur zu gut, wie schwer es ist, jemanden zu vergessen. Aber er hatte dir nicht gut getan. Dieses hin und her der Gefühlsschwankungen ist, denke ich, normal. Du warst sehr lange Lebensabschnittsbevollmächtigte ;), und das prägt natürlich. Mach die PS aber nicht zu deinem "Job". Lerne mal den und mal den kennen, irgendwann ist der Richtige dabei. Gehe auch raus, um dir die Herrlichkeiten anzuschauen, lächle und mach mal einen Spaß. Manchmal gewinnt man auch nur eine Freundschaft, diese kann einem auch sehr viel bringen. Ich wünsche dir viel Glück!
 
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