Liebe sunflower9,
so ganz pasuchal lässt sich Ihre Frage natürlich nicht beantworten. Trennungs-/Trauerverarbeitung benötigt von Mensch zu Mensch unterschiedlich viel Zeit. Eine wesentliche Rolle spielt auch, wie tief und innig die Vorbeziehung war: Paare, die bereits lange Zeit nebeneinander herleben und wenig Gemeinsames teilen sind erfahrungsgemäß schneller über die Trennung hinweg, als Paare, die "aus heiterem Himmel" auseinandergehen. Als hilfreich in der Praxis hat sich folgendes Vorgehen erwiesen:
Jeder, der sich die Frage stellt, ob er/sie wieder für eine neue Partnerschaft bereit ist, sollte sich ehrlich hinterfragen, ob die Basis für eine neue Partnerschaft gegeben ist. Individuell bestehen hier große Unterschiede, auch in Abhängigkeit davon, ob man "der Verlassene" ist oder "der Verlassende" war. Letzterer hatte meist mehr Zeit, sich auf die Trennung vorzubereiten und fühlte sich als aktiver Part der Situation weniger ausgeliefert. Weiter spielt natürlich auch die Länge und Intensität der vergangenen Beziehung eine Rolle, genauso wie die Art der Trennung.
Als hilfreich hat sich in der Praxis ein Vorgehen anhand des 4-Phasenmodells zur Trauerverabeitung (im Jahr 1969 von E. Kübler-Ross beschrieben, später von J. Bowlby und C. M. Parkes sowie V. Kast – unter Einbezug von Elementen der analytischen Psychologie –modifiziert) erwiesen. Meist gelingt es Ratsuchenden, sich anhand dieses Modells selber ganz gut einzuschätzen.
Phase 1: Mit der Trennung vom Partner wird häufig zunächst ein Zustand des "Nicht-Wahrhaben-Wollens" beschrieben. Der Betroffene ist schockiert, fühlt sich empfindungslos.
Gefolgt von der zweiten Phase: Emotionen brechen auf, Wut, Trauer, Angst oder Enttäuschung kommt an die Oberfläche.
Phase 3 ist gekennzeichnet durch Konsolidierung, der Verlust wird verinnerlicht und sukzessive akzeptiert.
In der letzten Phase (Phase 4) ist die Trennung soweit verarbeitet, dass neue Rollen, Verhaltensmöglichkeiten und Lebensstile entwickelt werden können. Der Blick ist wieder nach vorne gerichtet. Ab diesem Stadium können auch wieder Beziehungen entstehen, die auf einem stabilen emotionalen Fundament stehen.
Können Sie Ihr eigenes Erleben/Verhalten seit der Trennung einordnen?
Herzliche Grüße,
Markus Ernst