Zitat von Acid:
Ja, so eine wulstige Kaiserschnittnarbe ist wirklich unästhetisch...wie unverschämt von Frauen, die nach vorangegangenem Akt, wo Mann und Frau beteiligt waren, ein Kind erwarten und das Kind nicht auf natürlichem Wege auf die Welt kommt. Da kommt dann so ein mieser Arzt daher, und holt das Kind per Kaiserschnitt und es bleibt eine wulstige eklige Kaiserschnittnarbe übrig. Ich hätte so gern jetzt noch -zensiert- geschrieben und nach - zensiert- bei Dir gefragt, weil -zensiert- -zensiert-zensiert...Dauerhafter Piepton wegen Ausblendens der piepverursachenden Wörter im Forum. Bei Ikea gibts noch Tassen im Angebot, damit Du sie in Deinen Schrank stellen kannst.
Chickengeorge hat Frauen mit wulstiger Kaiserschnittnarbe diese nicht vorgeworfen und sie auch nicht für schuldig erklärt. Er hat die Vermutung ausgedrückt, daß Männer diese nicht ansprechend finden. Logisch genommen behauptet er: kein einziger Mann.
Das ist vermutlich falsch. Es gibt immer jemanden, der auf irgendwas steht. Es gibt auch Menschen, Flatulenzen geil finden. Gibt bestimmt auch welche, die wulstige Kaiserschnittnarbe ansprechend finden.
Abgesehen von den Ausnahmen könnte es aber stimmen, was er behauptet. Wulstige Kaiserschnittnarben scheinen eher was nicht so Schönes zu sein. Das heißt nicht, daß jemand seine Frau verstößt, weil sie eine solche Narbe erhält. Es heißt auch nicht, daß es für die meisten ein absolutes NoGo wäre, jemanden mit einer Kaiserschnittnarbe kennenzulernen.
Weswegen nun die Fehldeutungen und die Angriffe, beispielsweise von Acid? Bösartigkeit schließe ich mal aus. Das nehmen wir hier bei niemandem an. Ein Versehen, gerade Brille verlegt oder so? Schließe ich aus, weil etwa 50% der Beiträge etwa von Acid und nahezu 100% ihrer Beiträge zu manchen Themen und Fristen diese eklatanten Auffassungsmängel aufweisen. Bevor man tiefenpsychologisch ihre Missverständnisse aus alten Verletzungen usw. erklärt, formuliere ich mal etwas nüchterner: hier scheint so etwas wie ein Urteilsanalphabetismus vorzuliegen.
Und weil Acids Beitrag für den ja nur ein besonders hübsches Exempel abgibt, er aber recht verbreitet ist, lohnt sich vielleicht ein Blick darauf. Wie kann man dem beikommen? Mit Differenzierung? Ich probiere mal.
Die Frage nach der Schönheit, Hässlichkeit, körperlichen Attraktivität usw. sind, so sehr sie auch bereits untereinander verschieden sein mögen, auf jeden Fall zu unterscheiden von der Frage nach Wert und Würde und Liebenswürdigkeit eines Menschen.
Wenn etwas an einem nicht schön ist, heißt das nicht, man habe kein Recht auf Existenz. Offenbar liegt dieser schlimme Glaube aber einigen Beiträgen hier zugrunde. Deswegen scheint mit allen Kräften gegen die Möglichkeit eines Häßlich-Urteils gekämpft werden zu müssen. Nichts darf für häßlich befunden werden, denn wenn etwas häßlich an einem ist, dann ist man es nicht wert und würdig geliebt zu werden und also zu existieren. - Weiß nicht, woher dieser Fehlschluss kommt. Vielleicht hat er etwas mit der sogenannten narzißtischen Gesellschaft und dem Schönheitskult zu tun. Den man äußerlich wortreich ablehnt, aber in solchen Verbindung offenbart, wie sehr man ihm anhängt, ohne das recht zu merken.
Freudige Nachricht: das sind verschiedene Dinge. Wenn jemand eure Flatulenzen nicht gerne riecht, heißt das nicht unbedingt, daß er euch nicht mag. Schon gar nicht, daß er euch als Mensch verachtet. Da müßt ihr nicht so Angst haben.
Für Hässlichkeit kommt es auch nicht immer darauf an, ob etwas krankhaft ist oder nicht. Die Flatulenzen eines Teenagers müssen auch dann nicht schön riechen, wenn es sich um die eures Sohnes handelt. Und wenn sie Symptom einer Krankheit sind und nicht nur seines Provozierenwollens, dann riechen sie dadurch auch nicht unbedingt besser.
Daß einen Häßliches an jemandem, den man liebt, weniger stört als an jemandem, den man nicht mag, trifft wohl zu (wobei, auch das ist wohl etwas komplexer). Daraus folgt nicht, daß Häßlichkeitsurteile lieblos und böse sind. Das so zu sehen wäre eher grobschlächtig und unkultiviert. Und letztlich vermutlich sogar lieblos.
Die Unterscheidung von ästhetischen Urteilen, Moralurteilen und Liebesreden scheint wir allgemein wichtig zu sein und hier in der Regel äußerst kurz zu kommen. Die drei werden hier oftmals gleichgeschaltet. Ich finde interessant, weswegen das so ist. Und empfehle zugleich die Differenzierung. Kann man das trainieren? Das würde die das Vermögen ästhetischer Urteilsbildung stärken. Aber nicht nur. Vielleicht nämlich eben auch das Liebesvermögen. Hinschauen und doch lieben scheint mir begehrenswerter als nur lieben zu können, indem man nicht hinschaut oder urteilsanalphabeth ist. Kurz: lieber sehende als blinde Liebe.