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Langzeitsingle: Was macht das mit Euch?
Hallo Forum. Feiertage eignen sich ja immer gut, um mal über sich selbst nachzudenken. Ich bin seit etwa 5 Jahren Single (ungewollt) und seit drei Jahren geschieden (wollte ich auch nie sein). Ich hab vier Jahre Online Dating mir 30 Dates und 5 Beziehungsversuche hinter mir. Davon war nur der erste richtig gut und sehr schmerzhaft, als es schief ging (war mein zweites PS Date, hielt vier Monate). Bei den anderen vieren war es nicht mehr so schlimm, das Ende hatte jeweils unterschiedliche Gründe (von Problemen im Bett bis zur noch nicht überwunden Ex-Beziehung). Also grundsätzlich kann ich mich nicht beschweren. Es gab Dates und es gab Beziehungsversuche und ich hab mich redlich bemüht, mein Single Dasein zu beenden. Ich muss aber sagen, dass es über online angebahnte Kontakte nie richtig gefunkt hat. Im richtigen Leben hab ich mich in der Zeit siebenmal verliebt, da waren sie dann immer da, die Schmetterlinge, aber die Konstellation war jedesmal total chaotisch: verheirateter Arbeitskollege aus Österreich, langhaarige Dorfschönheit auf einem Provinzschützenfest,15 Jahre jüngerer alleinerziehender Vater, arbeitsloser Hinterhofbegrüner in Berlin usw. Als ob mein Unterbewusstsein mir sagen wollte: "pfeif auf Matching Punkte, so muss es sich anfühlen." Tja. Ich bin nun mit meinem Latein und meinen Kräften am Ende. Es ist wohl nicht mehr zu leugnen, dass ich inzwischen zu den Langzeitsingles gehöre, was in Ordnung wäre, wenn ich es so haben wollte. Will ich aber nicht. Zu den Zweifeln an meiner eigenen Person kommen nun noch die an meiner Beziehungsfähigkeit. Ich bedauere, dass ich ein paar der "noch knackigen" Jahre weitgehend alleine verbracht habe. In meiner Tageszeitung stand, dass Singles in meiner Stadt durchschnittlich 18 Monate Single sind. Im Fernsehen wurde in einer Reportage erwähnt, dass Akademikerinnen über 50 am schwierigsten unterzubringen sind, da der Markt mit denen gesättigt ist, die aber gleichzeitig die höchsten Ansprüche an einen Partnerschaft haben. Hm. Da bleiben mir noch wenige Jahre... Was fang ich also mit denen an? Denkt Ihr, man kann sich mit dem Alleinbleiben abfinden irgendwann? Im Grunde bin ich doch jetzt in einer Situation, in der viele am Ende auch sein werden, spätestens wenn ihr Partner verstorben ist. Im Moment weine ich noch viel, aber nicht mehr meinen alten Beziehungen hinterher sondern aus Einsamkeit. Übrigens macht es für mich bei Dates emotional kaum einen Unterschied, ob ich nicht will oder er nicht. Mit der Enttäuschung, dass es wieder nicht geklappt hat, muss ich dann erstmal fertig werden. Mal überwiegen die Zweifel an mir als Person, mal die an meiner Beziehungsfähigkeit. Ich glaube, ich hätte irgendwann gerne wieder einen Hund
. Im Moment mache ich grad wieder Pause mit dem online dating. Ein halbes Jahr hab ich mir vorgenommen. Beim letzten Mal ist es dann ein Jahr geworden. Ich denke, dass mich das Alleinsein und das Dating verändert haben. Wenn Grundbedürfnisse lange Zeit nicht erfüllt werden, hinterlässt das ja Spuren.Menschen sind nun mal soziale Wesen. Man lernt iegendwie, mit den Defiziten zu leben. Was die Umwelt dann aber oft als Verschrobenheit wahrnimmt. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr weiter. Wie sind Eure Erfahrungen? Was macht das jahrelange Dating und Alleinsein mit Euch? Es muss ziemlich viele geben, denen es ähnlich geht, denn sowohl hier als auch in den SB begegnen wir uns ja als Club der üblichen Verdächtigen und Wiederholungstäter. Fällt Euch das auch so schwer, Euch Euer "Ladenhütertum" einzugestehen?