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Partner mit Bindungsangst - wie handhaben?
Hallo zusammen,
kurz zu meiner Person, ich bin Ende 30 und war bis Mitte letzten Jahres in einer sehr parasitären Beziehung (nenn ich jetzt einfach mal so) mit einer extrem bindungsphobischen Frau Anfang 30. Das ganze lief gute 5 Jahre, und am Schluss war ich so aufgerieben durch das ständige hin und her, die ganze Ungewissheit, ob sie nun bleibt, oder doch wieder Abstand sucht, dass ich aus Selbstschutz den Schlussstrich zog und diese Episode beendete.
Da ich jedoch schon sehr gern mit einer Partnerin zusammen sein mochte, und Nähe und gemeinsames Erleben vermisse, kam ich Ende 2013 auf den Gedanken, mich bei PS anzumelden. Im Januar lernte ich auch nach ein paar Fehlschlägen jemanden Mitte 30 kennen, bei der die Chemie sofort zu stimmen schien. Nach einigen Textnachrichten beschlossen wir beide, telefonieren wäre die sinnigere Wahl. Ich fand sie dabei auch unglaublich sympathisch, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, wie sie aussieht. Unser erstes Telefonat ging über 10 Stunden, bis sie am Morgen zur Arbeit musste. Wir waren wohl beide dadurch ziemlich euphorisiert, es war auch eine für mich komplett neue Erfahrung, denn eigentlich telefoniere ich gar nicht gern. Auf jeden Fall hatte ich sie für das Wochenende drauf zu mir eingeladen, und wir kamen uns dabei nach anfänglicher Zurückhaltung auch schnell näher.
Da wir nicht in der gleichen Gegend wohnen, müssen wir immer so 1,5h fahren, was ich aber als unproblematisch einstufte. Wir trafen uns dann auch jedes Wochenende, gingen lange spazieren, kochten gemeinsam, und es wurde natürlich auch sehr intim irgendwann. Letzte Woche dann konnte ich mich ausnahmsweise nicht wie gewohnt mit ihr verabreden, weil ein lange geplanter Urlaub zusammen mit meiner Schwester und meinem kleinen Neffen anstand. Ich freute mich aber jeden Tag darauf, sie nach meiner Rückkehr sofort wiedersehen zu können. Wir kommunizierten via SMS während der ganzen Zeit, doch als ich bei ihr ankam, war sie plötzlich sehr distanziert - und ich durfte mir die schicksalsschwangeren Worte "Wir müssen mal reden!" anhören.
Sie erklärte mir dann, dass sich bei ihr Panik breit machen würde, wenn sie eine Nachricht von mir erhält, weil sie dann mir zuliebe zwar antwortet, das aber eigentlich gar nicht möchte, weil sie dadurch das Gefühl hat, in eine ähnliche Abhängigkeit zu rutschen, wie sie sie in ihrer letzten 12-jährigen Beziehung erlebt hat. Sie findet es schwierig, das Gefühl zu haben, ich würde ihr ihren Freiraum nehmen und etwas von ihr erwarten, dass sie einfach nicht zu geben bereit ist.
Der Witz bei der Geschichte: wir haben über sowas noch gar nicht gesprochen gehabt! Sie hat aus ihren vergangenen Erfahrungen einfach auf mich geschlossen, und mich quasi mit den Männern, die sie so verletzt haben, in einen Topf geschmissen! Ich kannte zwar die Geschichte von ihrem Ex, der sie wie sein Eigentum behandelt hatte, aber die Ausmaße der Nachwirkungen waren mir nicht bewusst, weil sie auch meisterlich versteht, das zu verbergen.
Ich weiß jetzt, ehrlich gesagt, nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Auf der einen Seite erzählt sie mir, wie wohl sie sich mit mir fühlt, auf der anderen kann sie aber nur dann jemanden an sich heran lassen, wenn ihre inneren Stimmen ihr keine Fluchtreflexe einreden. Ich hab nie versucht, sie irgendwie zu verändern, im Gegenteil, mich hat die starke und selbstbewusste Ausstrahlung sehr beeindruckt. Ich will gar kein hilfloses Hascherl, welches mir die ganze Zeit am Ärmel hängt und für das ich sämtliche Verantwortung übernehmen muss! Auch das habe ich von Anfang an so gesagt, weil mir auch meine schlechten Erfahrungen mit der ganzen Unsicherheit und den Zweifeln einfach genug gewesen sind. Offenbar ist das jedoch bei ihr so nicht angekommen bzw. sie hat es ignoriert, keine Ahnung. Ich will sie auch nicht an die Kette legen, oder erwarte ständige Erreichbarkeit etc. Mir geht es im Grunde nur um das, was die meisten möchten, eine gleichberechtigte Partnerschaft, mit gegenseitigem Respekt, Vertrauen, und Geben und Nehmen auf beiden Seiten. Ist das zu blauäugig gedacht? Gibt es sowas überhaupt noch? Für sie ist eine kleine Gute-Nacht-Nachricht am Abend bereits ein Grund, panisch zu reagieren, weil sie sich dann genötigt fühlt, auch eine schicken zu müssen, und Angst hat, dadurch wieder in die Abhängigkeitsfalle zu tappen. Für mich ist das gleiche einfach eine lieb gemeinte Geste, um ihr zu zeigen, wieviel sie mir bedeutet. Das ist von meiner Seite völlig ohne Erwartung einer Gegenleistung, auch wenn ich natürlich schon gerne mal ein liebes Wort von ihr hören wollen würde (was sie aber aufgrund der schlechten Erlebnisse einfach nicht schafft).
Der Punkt ist, ich habe mich schon sehr in sie verliebt, und sie weiß das auch. Ich habe allerdings auch selbst Angst, erneut in die Falle mit einer Bindungsphobikerin zu geraten, die allein die Entscheidung trägt zwischen Nähe und Distanz, und bei der ich keine Wünsche äußern kann, ohne Angst haben zu müssen, sie damit zu vergraulen. War ich anfangs noch die meiste Zeit extrem euphorisch und zuversichtlich, merke ich mittlerweile sehr deutlich, wie traurig ich den größten Teil des Tages bin, und wie sehr mich diese Ungewissheit mitnimmt.
Wie gesagt, ich bin gerade ziemlich unsicher, wie ich weiter vorgehen soll. Wäre es besser, sie gehen zu lassen? Oder sollte ich um sie kämpfen, aber eben auch Gefahr laufen, dass ich weitere Jahre für jemanden verschwende, der quasi ein hoffnungsloser Fall ist? Ich hatte mich eigentlich absichtlich für PS als Plattform entschieden, weil ich dachte, wer beziehungsunfähig ist, wird hier bei den hohen Preisen doch eher nicht anzutreffen sein, aber offensichtlich hab ich da einem Irrglauben aufgesessen. Gibt es im Bereich zwischen 30 und 40 überhaupt noch Frauen, die ohne Ängste Bindungen eingehen können, obwohl sie u.U. schlechte Erfahrungen gemacht haben? Ich kenne komischerweise keinen einzigen Mann in dem Alter, der solche Fluchtgedanken in einer Beziehung entwickelt, allerdings relativ viele Frauen, was schon seltsam ist, da die sog. Experten ja immer den Männern sowas vorwerfen?!
Danke schonmal für eure Ratschläge
Dr. Zoidberg
kurz zu meiner Person, ich bin Ende 30 und war bis Mitte letzten Jahres in einer sehr parasitären Beziehung (nenn ich jetzt einfach mal so) mit einer extrem bindungsphobischen Frau Anfang 30. Das ganze lief gute 5 Jahre, und am Schluss war ich so aufgerieben durch das ständige hin und her, die ganze Ungewissheit, ob sie nun bleibt, oder doch wieder Abstand sucht, dass ich aus Selbstschutz den Schlussstrich zog und diese Episode beendete.
Da ich jedoch schon sehr gern mit einer Partnerin zusammen sein mochte, und Nähe und gemeinsames Erleben vermisse, kam ich Ende 2013 auf den Gedanken, mich bei PS anzumelden. Im Januar lernte ich auch nach ein paar Fehlschlägen jemanden Mitte 30 kennen, bei der die Chemie sofort zu stimmen schien. Nach einigen Textnachrichten beschlossen wir beide, telefonieren wäre die sinnigere Wahl. Ich fand sie dabei auch unglaublich sympathisch, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, wie sie aussieht. Unser erstes Telefonat ging über 10 Stunden, bis sie am Morgen zur Arbeit musste. Wir waren wohl beide dadurch ziemlich euphorisiert, es war auch eine für mich komplett neue Erfahrung, denn eigentlich telefoniere ich gar nicht gern. Auf jeden Fall hatte ich sie für das Wochenende drauf zu mir eingeladen, und wir kamen uns dabei nach anfänglicher Zurückhaltung auch schnell näher.
Da wir nicht in der gleichen Gegend wohnen, müssen wir immer so 1,5h fahren, was ich aber als unproblematisch einstufte. Wir trafen uns dann auch jedes Wochenende, gingen lange spazieren, kochten gemeinsam, und es wurde natürlich auch sehr intim irgendwann. Letzte Woche dann konnte ich mich ausnahmsweise nicht wie gewohnt mit ihr verabreden, weil ein lange geplanter Urlaub zusammen mit meiner Schwester und meinem kleinen Neffen anstand. Ich freute mich aber jeden Tag darauf, sie nach meiner Rückkehr sofort wiedersehen zu können. Wir kommunizierten via SMS während der ganzen Zeit, doch als ich bei ihr ankam, war sie plötzlich sehr distanziert - und ich durfte mir die schicksalsschwangeren Worte "Wir müssen mal reden!" anhören.
Sie erklärte mir dann, dass sich bei ihr Panik breit machen würde, wenn sie eine Nachricht von mir erhält, weil sie dann mir zuliebe zwar antwortet, das aber eigentlich gar nicht möchte, weil sie dadurch das Gefühl hat, in eine ähnliche Abhängigkeit zu rutschen, wie sie sie in ihrer letzten 12-jährigen Beziehung erlebt hat. Sie findet es schwierig, das Gefühl zu haben, ich würde ihr ihren Freiraum nehmen und etwas von ihr erwarten, dass sie einfach nicht zu geben bereit ist.
Der Witz bei der Geschichte: wir haben über sowas noch gar nicht gesprochen gehabt! Sie hat aus ihren vergangenen Erfahrungen einfach auf mich geschlossen, und mich quasi mit den Männern, die sie so verletzt haben, in einen Topf geschmissen! Ich kannte zwar die Geschichte von ihrem Ex, der sie wie sein Eigentum behandelt hatte, aber die Ausmaße der Nachwirkungen waren mir nicht bewusst, weil sie auch meisterlich versteht, das zu verbergen.
Ich weiß jetzt, ehrlich gesagt, nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Auf der einen Seite erzählt sie mir, wie wohl sie sich mit mir fühlt, auf der anderen kann sie aber nur dann jemanden an sich heran lassen, wenn ihre inneren Stimmen ihr keine Fluchtreflexe einreden. Ich hab nie versucht, sie irgendwie zu verändern, im Gegenteil, mich hat die starke und selbstbewusste Ausstrahlung sehr beeindruckt. Ich will gar kein hilfloses Hascherl, welches mir die ganze Zeit am Ärmel hängt und für das ich sämtliche Verantwortung übernehmen muss! Auch das habe ich von Anfang an so gesagt, weil mir auch meine schlechten Erfahrungen mit der ganzen Unsicherheit und den Zweifeln einfach genug gewesen sind. Offenbar ist das jedoch bei ihr so nicht angekommen bzw. sie hat es ignoriert, keine Ahnung. Ich will sie auch nicht an die Kette legen, oder erwarte ständige Erreichbarkeit etc. Mir geht es im Grunde nur um das, was die meisten möchten, eine gleichberechtigte Partnerschaft, mit gegenseitigem Respekt, Vertrauen, und Geben und Nehmen auf beiden Seiten. Ist das zu blauäugig gedacht? Gibt es sowas überhaupt noch? Für sie ist eine kleine Gute-Nacht-Nachricht am Abend bereits ein Grund, panisch zu reagieren, weil sie sich dann genötigt fühlt, auch eine schicken zu müssen, und Angst hat, dadurch wieder in die Abhängigkeitsfalle zu tappen. Für mich ist das gleiche einfach eine lieb gemeinte Geste, um ihr zu zeigen, wieviel sie mir bedeutet. Das ist von meiner Seite völlig ohne Erwartung einer Gegenleistung, auch wenn ich natürlich schon gerne mal ein liebes Wort von ihr hören wollen würde (was sie aber aufgrund der schlechten Erlebnisse einfach nicht schafft).
Der Punkt ist, ich habe mich schon sehr in sie verliebt, und sie weiß das auch. Ich habe allerdings auch selbst Angst, erneut in die Falle mit einer Bindungsphobikerin zu geraten, die allein die Entscheidung trägt zwischen Nähe und Distanz, und bei der ich keine Wünsche äußern kann, ohne Angst haben zu müssen, sie damit zu vergraulen. War ich anfangs noch die meiste Zeit extrem euphorisch und zuversichtlich, merke ich mittlerweile sehr deutlich, wie traurig ich den größten Teil des Tages bin, und wie sehr mich diese Ungewissheit mitnimmt.
Wie gesagt, ich bin gerade ziemlich unsicher, wie ich weiter vorgehen soll. Wäre es besser, sie gehen zu lassen? Oder sollte ich um sie kämpfen, aber eben auch Gefahr laufen, dass ich weitere Jahre für jemanden verschwende, der quasi ein hoffnungsloser Fall ist? Ich hatte mich eigentlich absichtlich für PS als Plattform entschieden, weil ich dachte, wer beziehungsunfähig ist, wird hier bei den hohen Preisen doch eher nicht anzutreffen sein, aber offensichtlich hab ich da einem Irrglauben aufgesessen. Gibt es im Bereich zwischen 30 und 40 überhaupt noch Frauen, die ohne Ängste Bindungen eingehen können, obwohl sie u.U. schlechte Erfahrungen gemacht haben? Ich kenne komischerweise keinen einzigen Mann in dem Alter, der solche Fluchtgedanken in einer Beziehung entwickelt, allerdings relativ viele Frauen, was schon seltsam ist, da die sog. Experten ja immer den Männern sowas vorwerfen?!
Danke schonmal für eure Ratschläge
Dr. Zoidberg