AW: Partnersuche trotz Krankheit
Hallo ihr Lieben,
vorweg sollte ich noch anmerken, dass man mir die Erkrankung äußerlich nicht ansieht, außer dass ich zienlich schlank bin. Ich legte schon immer auch durch meinen Beruf bedingt sehr viel Wert auf mein Erscheinungsbild.
Und da beginnt die erste Hürde beim Kennenlernen. Selbst meine Freunde und Bekannten haben Schwieigkeiten das Ausmaß meiner Erkrankung nachzuvollziehen.
Ich hatte bisher jahrelange Beziehungen und die ersten beiden, eine 5 und die andere 18 Jahre, konnten meine Partner die Entwicklung der chronischen Erkrankung an meiner Seite miterleben. Da gab es hinsichtlich dem Krankheitsbild kein lügen, vertuschen oder verschleiern. Das würde ich nie machen. Bei der letzten Partnerschaft (3 Jahre) habe ich die Karten gleich offen gelegt. Es ist mir auch wichtig, dass mein Partner weiß, was evtl. noch alles in Puncto Erkrankung auf mich zukommen kann.
Seit 1995 weiß ich durch intensive Gespräche mit meinen behandelnden Ärzte (sie und ich sind uns einig, dass Aufklärung für mich sehr wichtig ist), welche Szenarien möglich sind.
Meine Partner waren fast jedesmal an solchen Gesprächen anwesend. Sie waren damit einverstanden. Also an Ehrlichkeit oder Gesprächen scheiterte es nicht.
Sondern der persönliche Verzicht und mein Lebensmut, meine Lust zum Leben waren das eigentliche Problem. Sie konnten es nicht nachvollziehen, dass ich so bin.
Der Verzicht auf körperliche intime Nähe, wenn ich offene OP-wunden zu versorgen hatte, weil sie nicht verschlossen werden durften. Diese Stellen sind stets im Intimbereich.
Die Äußerungen gingen dann soweit, dass ich meine ehelichen Pflichten erfülle solle bis hin, dass ich nur magiere und gar nicht krank sei. Aus Frustration oder aus welchen Gründen sie diese Bemerkungen mir gegenüber fallen ließen. Doch zuvor haben sie mir hoch und heilig versprochen und geschworen dies gemeinsam mit mir durchzustehen.
Der erste suchte sich Befriedigung bei anderen Frauen und brachte mir ein neues Problem der Infektionen im Vaginalbereich mit. Was vom Chef-Gynäkologen eindeutig festgestellt wurde.
Der zweite und zugleich mein Ehemann erlebte die schwierigsten und schlimmsten Stunden des Dahinsiechens eine zeitlang mit. Doch nach der OP wurde er immer verschlossener, zog sich immer mehr in seine Welt zurück. Bis er zu gar nichts mehr fähig war. Und wieder ging es um das Sexualleben und meiner Begeisterung noch zu leben.
Der dritte Partner wollte alles über diese Erkrankung wissen, fragte auch immer wieder nach und ihr seht, dass ich keine Hemmungen habe darüber zu erzählen, warum auch. Ich kann nichts dafür, es ist mein Körper, der dies verursacht. Der Verzicht und die Einschränkungen, die zwangsläufig wieder auftraten waren ausschlaggebend, dass er versuchte seinen Frust und seine Ängste in Alkohol zu ertränken. Eine Therapie lehnte er jedesmal ab.
Immer wieder der Vorwurf, dass man mit einer solchen Erkrankung nicht so froh und lebendig sein darf hörte ich des Öfteren.
Nach meinem Nah-Tod-Erlebnis 1995 bei der OP "lebe ich jeden Tag", es könnte ja der letzte sein. Nicht in Saus und Braus, sondern mit einer inneren Intensivität und so habe ich die vergangenen 17 Jahre noch geschenkt bekommen und hoffe noch auf viele Jahre mehr.
Auch meine Ärzte in der Uniklinik bestätigen mir immer wieder, dass sie selber oft verwundert und mich bewundern, wie ich dies alles wegstecken kann und dass sie mir seit dem keine Darmteile mehr entfernen mussten, wie bei anderen Patienten, die die gleiche Erkrankung haben.
Vor kurzem habe ich meinen 51. Gebutstag (laut Geburtsurkunde) erleben dürfen. Meinen zweiten feiere ich erst in ein paar Monaten, dann werde ich 18 Jahre.