@Lou Salome Da hab ich heute grad ein gutes Interview mit dem Psychiater und Stressforscher Mazda Adli gelesen:
https://www.zeit.de/gesundheit/zeit-doctor/2022-03/ukraine-krieg-psyche-sorgen-stress-psychologie
Da es Z+ ist, kurz zusammengefasst: Im Wesentlichen gehts darum, dass durch die schlichte Dauer der psychischen Belastung die emotionalen Ressourcen aufgebraucht sind und die normalen Kompensationsmechanismen, die einem sonst helfen, z.B. Distanz und Perspektivwechsel herzustellen nur noch bedingt funktionieren. Die Pandemie hat bei vielen Menschen chronischen Stress ausgelöst, d.h. sie befinden sich in einem Daueralarmzustand. Dazu kommen natürlich noch die Alltagsstressoren (Job, Konflikte im sozialen Umfeld etc.). Wenn dazu jetzt noch weitere Krisen hinzukommen, wie Krieg, Klimawandel, Energiepreise, addieren sie sich nicht, sondern sie multiplizieren sich. Krieg als menschengemachte Katastrophie wird obendrein als besonders belastend empfunden, weil es die soziale/zivilisatorische Vereinbarung, wie mitmenschliches Zusammenleben, Interaktion funktioniert, in Frage stellt. Adli merkt noch an, dass sozialer Stress zu den am meisten belastenden Stressoren gehört, die die Forschung kennt.
Hilfreich kann sein, sich z,B, in freiwilligen Initiativen zu engagieren, sich zu öffnen, das Gespräch mit Freunden, Familie, Kollegen suchen und den Nachrichtenkonsum zu dosieren (er beschreibt sehr gut, dass permanentes Nachrichtenchecken der dysfunktionale Versuch ist, durch Erlangung von Information die Situation vorhersehbar und somit kontrollierbar zu machen).