Grundsätzlich kann ich die Logik schon nachvollziehen.
Diese Ungewissheit, das "Unbekannte", klar, ist das anfangs etwas, dass das Kribbeln verstärkt, alles so neu und aufregend, man kennt sich noch nicht so gut, empfindet der andere womöglich genauso wie ich?
Außerdem entdeckt "Fremdes" ja ganz instinktiv den Entdeckergeist in uns und wirkt deswegen anziehend.
Also bis zu einem gewissen Grad ist dieses Unbekannte bei jedem neuen Kennenlernen (nicht nur im Kontext der Liebe) gegeben.
Wenn ich jemanden besonders sympathisch finde, so wünsche ich mir von der Person, dass sie es ähnlich empfindet, sodass einem näheren Kennenlernen nichts im Wege steht.
Bin jedoch seit einigen Jahren in der Hinsicht so, dass ich meine Gefühle/Wahrnehmung/Wünsche offen kommuniziere, dabei aber sehr darum bemüht bin, den anderen nicht damit zu überfahren oder unter Druck zu setzen, und nachfrage, ob es der anderen Persön ähnlich ergeht und sie auch an einem intensiveren Kontakt interessiert wäre.
Das "entzaubert" womöglich viele Begegnungen, aber ich bin zu diesem direkten Umgang übergegangen, nachdem ich zu oft miterlebt habe, wie Kommunikationsprobleme zu Missverständnissen führten oder man viel Zeit verschenkte, weil sich niemand traute, den ersten Schritt zu machen - aus Angst, es könnte falsch ankommen oder sei unpassend, man könnte sich lächerlich machen oder dem anderen zu nahe treten.
Für mich ist das eine aufrichtigere Art der Begegnung; jeder tritt authentisch auf und wird so angenommen wie er ist, braucht sich nicht an überholte Konventionen zu halten und darf seine Gefühle frei äußern. So lassen sich meiner Erfahrung nach auch viele Konflikte und Missverständnisse vermeiden oder konstruktiv (auf)lösen.
Selbst, wenn es nicht passen sollte, weiß man zumindest, woran man ist. Ist mir persönlich viel lieber als mit einer Lüge oder Ausrede vertröstet zu werden.
So halte ich es bei allen Kontakten in meinem Privatleben und ganz besonders, wenn ich in einen Mann verliebt bin.
Indem ich mich verletzlich zeige und meine Gefühle offenbare, mache ich mich natürlich angreifbar. Aber ich hab die Möglichkeit, dass er es erwidert und wir uns gemeinsam etwas aufbauen können, das ist es mir wert.
Außerdem brauche ich so im Nachhinein nicht zu überlegen, was gewesen wäre, wenn ich mich getraut und meine Gefühle offenbart hätte.
Muss natürlich jeder für sich entscheiden, doch bin ich froh, dass sich viele Menschen in meinem Umfeld darauf einlassen, ehrlich über ihr Innenleben und unsere Beziehung zueinander zu kommunizieren, das ist einfach eine andere Qualität für mich.