Voldemort
User
- Beiträge
- 3.543
- #31
Es tut mir sehr leid, dass es deinem Kind nicht gut geht. Wir hatten ähnliche Probleme mit unserer Mittleren und in deren Freundeskreis. Ganz unterschiedliche Familien, kulturelle Hintergründe, Einzelkinder, Geschwisterkinder.. und es ist zum Teil noch nicht vorbei. Die Ursachen sehe ich, und auch viele Andere wie Therapeuthen, aber nicht in irgendwelchen Altlasten der Eltern, kommt teils dazu, sondern in der verheerenden Zeit der Isolation der Kinder. Wir wohnen allerdings in einem Bundesland, dass die Maßnahmen lieber auf die Spitze getrieben hat statt aus dem ersten Lockdown zu lernen. War für die Kinder katastrophal.Hallo zusammen,
Der schmerzhafte Blick in die Kernfamilie - bin bisher nie bis dahingekommen, es war immer zu schwer. Wie wenn man sich über ein wackeliges Geländer beugt, um in den Abgrund zu schauen, und dann schaudernd zurückweicht. In der Therapie wollte ich immer lieber über meine Männer reden oder das stressige Online Dating oder die anstrengende Situation als Alleinerziehende, die Situation im Job...es gab immer Sachen, die mir mehr auf den Nägeln brannten. Dabei wusste ich eigentlich, ich müsste da mal tiefer schürfen, aber es war zu schwer. Nun zwingen mich die aktuellen Umstände dazu, da mal wieder hinzugucken: eins meiner Kinder ist schwer psychisch erkrankt. Und weil ich zwar keine "Tiger Mum", aber schon aus vollem Herzen Muttertier bin, versuche ich jetzt, für das Kind zu schaffen, was ich für mich selbst nicht geschafft habe. Vielleicht, denke ich mir, rettet es uns ja beide. Und mit einer stabilen Beziehung im Rücken und einem unterstützenden Partner ist es ja vielleicht diesmal auch was anderes als damals. Doch ich merke, wie hoch die Anspannung bei mir ist, das Ringen um Souveränität, eine erwachsene Rolle, die Selbstbehauptung gegenüber meinem Vater und meinem Exmann...der ganze Bodensatz, der aufgewühlt wird. Jaja, die Krise als Chance - aber ich würde wieder am liebsten wegrennen, wenn meine Knie nicht schon Wackelpudding wären. Es ist so (zu?) schwer. Aber es muss sein jetzt, diesmal. Für das Kind. Wie ist das bei Euch? Stellt Ihr Verbindungen her, z. B. was die Beziehung zu Mutter oder Vater mit Eurer Partnerwahl zutun hat? Kennt Ihr das lähmende Gefühl, dass es eine riesige Kraftanstrengung ist, "anders abzubiegen", das heißt, die Geschichte der Kernfamilie nicht zu wiederholen? Welches Narrativ oder welche Glaubenssätze gibt es in Eurer Kernfamilie? Bei uns kann es zum Beispiel passieren, dass der alte Patriarch und Ex-Lehrer den drohenden Zeigefinger gegen seine beiden Ü50 Töchter erhebt und ihnen grimmig zuruft "Eure Kindheit war schön. Merkt Euch das!".
Was Altlasten angeht, denke die hat jeder. Mir half zum Frieden finden uA die Erkenntnis, dass es unsere Eltern und Großeltern noch schlimmer hatten. Jeder hat seine Geschichte, macht Fehler usw. Meine Eltern schafften kaum irgendwas zu reflektieren. Waren aber schon besser als die Großeltern, ist einfach so. Wir haben heute viel mehr Möglichkeiten, uns zu informieren, was gut für Kinder ist und was nicht (ganz vereinfacht gesagt). Diese gab es früher nicht. Was die Alten gesagt und gemacht haben war immer richtig

Was will ich sagen, ich kenne meine geerbten und anerzogenen Schwachstellen und habe dagegen gearbeitet, war nicht immer leicht. Aber ich muss mich da nicht mit den Anderen auseinandersetzen, sie wußten es nicht besser damals, wir schon, also können wir es besser machen. Beispiel Ohrfeigen, viele habe ich nicht kassiert aber die meisten nicht vergessen. Also habe ich mir geschworen das nie zu tun. Heißt, ich blicke nicht auf die Kernfamilie, was die mir mitgegeben haben an Altlasten, also auf mich, sondern auf das, was ich auf keinen Fall weitergeben wollte. Und sei es nur so ein Schwachsinnsspruch „so lange du die Füße unter meinen Tisch…“ na du weißt schon.
Wenn du die Aufarbeitung für dich brauchst mach es, ansonsten hör auf deinen Bauch , und auf dein Kind. Wenn sie nicht gerade auf Krawall gebürstet sind sind auch Pubertisten kluge Diskussionspartner. Momentan zumindest. Die Therapeuthin deines Kindes wird dir sagen, woran du arbeiten solltest, es hilft keinem, wenn du dich jetzt zerfleischst. Ob das jetzt sein muss, weil da Probleme auch ursächlich sind für Schwierigkeiten, die dein Kind gerade hat.
Manche Dinge kann man tatsächlich abhaken, wenn man sich nicht so auf die Vergangenheit konzentriert. Alles Gute für dich und dein Kind!
Ah Sorry, etwas viel, hab das gerade schnell runtergeschrieben , muss los jetzt, hoffe es ist nicht allzu wirr.
Zuletzt bearbeitet: