Hallo chrissi22,
ja, ich denke schon. Bei der Ursachenforschung wird in beide Richtungen geschaut. Im Moment belastet mich, dass wir (die Eltern mit den Ärzten zusammen) nicht dahinter kommen, was der Grund für die Depression ist. Im Therapiegespräch wurde erwartungsgemäß gefragt, ob es depressive Erkrankungen bei uns in der Familie gibt. Mir fiel ein "verwandtes" und ein "angeheiratetes" Beispiel ein. Meine Tochter ergänzte dann "Naja, und Du, Mama. Nach der Trennung." Das hat mich überrascht, dass sie das so benannt hat, denn diagnostiziert worden ist das nicht. Ich war eben über Jahre nach der Trennung sehr traurig und hab auf eigene Kosten Therapie gemacht. Beim Arzt war ich nie wegen der Heulerei, ich hab ja auch weiter funktioniert. Einmal, ganz am Anfang, hab ich versucht, mich selbst einzuweisen. Da bin ich mit einem Heulkrampf in die Notaufnahme vom nächsten Krankenhaus, direkt von der Arbeit, ich hatte einen Vortrag vor Studenten gehalten. Die haben mich da gleich wieder weggeschickt, ich solle zur Uniklinik, da gäbe es Fachleute für sowas, die Straßenbahn vor dem Haus würde dorthin fahren und dann müsse ich mich einfach mal weiter durchfragen. Da bin ich dann lieber wieder nach Hause gefahren.
Am Ende traf auf mich so ungefähr die Faustregel zu "Die Verarbeitung der Beziehung dauert halb so lang wie die Beziehung." Also waren das round about sieben Jahre, in denen ich jeden Tag geheult habe. So wie andere zwischendurch eine rauchen müssen, das war in der täglichen Routine. Zwischendurch war gut, auch lustig, und wir haben ganz schöne Urlaube gemacht zum Beispiel. Sieben Jahre. Das ist für meine Tochter beinahe ihr halbes Leben.