Liebe
@Claudi ,
das ist eine sehr schwere Zeit, die du gerade durchlebst, kann ich sie doch mitempfinden, da ich Ähnliches mit meinem jüngsten Kind erfahren habe. Ich möchte das nicht bis ins Detail ausbreiten, nur so viel:
In den Elterngesprächen wurde jedes Mal deutlich ausgesprochen, dass es nicht um Schuld geht, sondern darum, wie man es so für das Kind gestalten kann, dass es wieder "gedeihen" kann. Was realistisch umgesetzt werden kann.
Anlass dazu gab immer mal wieder der Kindesvater, der einfach pauschal mir die Schuld gab, weil das Kind schließlich bei mir lebt(e). Bei ihm wäre das nicht passiert.
Diese Gespräche zu Dritt (ohne Kind) waren schrecklich, aber, da bei den Therapeuten auch die Überlegung war, dass das Kind mit seinem Verhalten seinen Vater (unbewusst) herbeirufen wollte, habe ich dem zugestimmt (er hatte kein Sorgerecht). Das war sehr gut für das Kind, da er nun einmal wöchentlich zu einer Besuchszeit kam und mit dem Kind etwas unternahm. Im Anschluss gab es das Elterngespräch.
Eine Diagnose hat mein Kind bis heute nicht, und ich finde, das ist auch gut so, da es nirgendwo richtig reinpasst. "Phasenweise Depression", "Angststörung, "Soziale Phobie", "HSP" - dies alles wurde in Erwägung gezogen, könnte alles ein wenig für damals zutreffen, aber nichts komplett.
Kooperativ zu sein, fand ich auch besser, schließlich wollte man gemeinsam etwas erreichen. Dazu gehört auch, dass Vertrauen zu den Therapeuten aufgebaut wird, gar nicht so einfach, aber ich habe dann schnell gemerkt, dass sie eine positive Kraft mit Ausblick vertraten.
Schwierig fand/finde ich diese Klinikatmosphäre innerhalb eines Krankenhauses bzw. Psychiatrie und denke, dass junge Menschen in dieser Umgebung noch zusätzlich pathologisiert werden. Die Kinder und Jugendlichen fanden das auch, sie schrieben ein Theaterstück darüber und benannten sich selber als "Die Bekloppten".
Andererseits wiederum sehr gut, wie daraufhin dies mit den Therapeuten besprochen wurde. Im Sinne, wer welche Maßstäbe anlegt usw.
Trotzdem habe ich dann etwas Anderes gefunden, eine Klinik, die mehr Kurklinikcharakter hat und nicht dieses "Eingeschlossen-Gefühl" vermittelt. Da werden auch von der Krankenkasse die Kosten übernommen.
Niemals hatte ich so viel Angst wie zu dieser Zeit. Ich möchte dir sagen, verliere nicht die Zuversicht, denn Eines darf man auch nicht unterschätzen: diese innewohnende Dynamik, über die ein junger Mensch verfügt und die ihn weiterwachsen lässt, wenn gut mit ihm umgegangen wird. Und wenn er über das Grundgerüst der Liebe verfügt. (Wobei es auch da Chancen gibt.) Er kann aus diesem Tal wieder herauskommen. Und wieder sein Leben mit seinen Fähigkeiten gestalten, auch in Freude. So, wie jede Mutter es sich für ihr Kind wünscht.
Heute geht mein Kind einen ganz anderen Weg und es ist wieder in seiner Mitte.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese Zeit!
Alles Liebe
von Marlene