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  • #1

Wie verarbeitet Ihr Enttäuschungen?

Hallo,

gleich mein erstes Date mit einem Mann aus Parship war für mich ein emotionaler Volltreffer und für ihn anfangs auch - oder ich dachte es zumindest, nachdem wir uns einige Zeit vorab in eine Verliebtheit und Erotik hineingemailt hatten. Beim zweiten Treffen leider bereits im Bett gelandet. Weiter regelmäßig getroffen, aber von seiner Seite zunehmend Rückzug. Den übe ich jetzt auch, den Rückzug, aber es fällt mir elend schwer, das Ende zu akzeptieren, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Bleibt mir aber nichts anderes, ich dränge mich keinem auf. Der momentane Liebeskummer nimmt mir die Lust, mich weiter zu engagieren. Was macht Ihr, um Enttäuschungen zu überwinden und nicht Gefahr zu laufen, immer wieder verletzt zu werden?
 
L

Löwefrau

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  • #2
Ich habe fast zwei Jahre PS hinter mir und viele Dates.

Ganz wichtig für die Selbstachtung: wirklich warten, bevor man zusammen ins Bett geht.

Nach Enttäuschungen habe ich mich ein wenig gerappelt und dann weiter gemacht.
nach ein paar Wochen dauert der Schmerz nicht so dramatisch lange.
Da kann man sich leicht ablenken.
Und viel Gutes für sich selber tun.
 

Andre

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  • #3
Nimm es so wenig wie möglich persönlich, also verdächtige dich nicht selbst, nicht liebenswürdig oder gut genug zu sein. Das ist in meinen Augen einer der Hauptgründe, warum man sich als der Verlassene so schlecht fühlt und erstmal jeglichen Mut verliert. Gegen die o.g. Selbstbezichtigungen kann man zweierlei Dinge tun: 1. dir ins Bewusstsein rufen, welche Menschen dich so mögen, wie du bist oder in der Vergangenheit schonmal so geliebt haben, wie du bist. Und 2., aber das könnte schwierig werden, herauszufinden, was deinem Parship-Mann konkret nicht an dir gefallen hat.

Ich hab es schon erlebt, dass ich dabei Dinge zu hören bekommen habe, die ich an mir gerade mag! Oder Dinge, die andere an mir mochten. Und manchmal auch Dinge, die gar nicht zutreffen. Und dann fällt es mir deutlich leichter, da drüber zu stehen.

Was mir noch nie geholfen hat, ist Zynismus, mich als "Opfer" zu sehen oder den anderen schlechtzureden. Ein bisschen Trotz ist aber ganz gesund.
 

corto

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  • #4
Solch einseitige Sachen sind immer ganz übel. Kenne das leider auch. Bin seit ca. 1,5 Jahren, mit Unterbrechungen, bei PS aktiv. In dieser Zeit habe ich 3 Frauen soweit kennengelernt, dass es auf meiner Seite richtig ernst geworden ist. Leider ist nichts daraus geworden. Der letzte Fall ist gerade ganz frisch.

Was mir immer geholfen hat, waren meine Freunde. Menschen, die ich seit Jahren, teilw. seit Jahrzehnten kenne, die einem einfach Halt geben. Oft ist es gar nicht nötig, alles im Detail auszubreiten, sondern das sie einfach da sind. Was m.E. auch ganz wichtig ist, kein Kontakt mehr. Das ist mi*****r schwer und tut erst mal weh, aber wenn es nicht funktioniert, geht es nicht anders. Eine der drei besagten Frauen wollte weiterhin Kontakt mit mir auf rein freundschaftlicher Basis. Das war bei mir nicht möglich, so sehr ich sie auch einfach nur als Mensch geschätzt und gemocht habe. Geholfen hat da ein saubere Abschluss. Klar zu sagen, was man möchte, was geht und was nicht. Das tut einem selbst auch gut.
Ich halte nicht viel davon, seinen Schmerz, seine Trauer durch blinden Aktionismus zu übertünchen. Man muss sich selbst Zeit geben und die Trauer auch raus lasen. Das schwierige dabei ist, nicht in Selbstmitleid zu versinken. Das ist jetzt sicher ein ganz fürchterlicher "Omaspruch", aber die Zeit heilt (fast) alle Wunden. Das klingt vielleicht etwas abgeklärt, aber wenn es nicht funktioniert, hat es seinen Grund. Worin dieser Grund liegt, ist eigentlich erst mal egal. Das können ganz irrationale Gründe sein. Gründe, die nicht in Dir liegen. Gründe, die bei jemand anderen überhaupt keine Rolle spielen.
Ich habe nach solchen Enttäuschungen immer erst mal versucht Abstand zu bekommen und mich auf mich selbst konzentriert. Mit der Zeit (das können ein paar Wochen oder auch Monate sein) bekommt man dann wieder Lust zu schauen. Wo auch immer.
Ansonsten, es langsam angehen lassen und auf dein Gefühl hören. Oh je, noch so ein Omaspruch.
Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute.
 

corto

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  • #5
@Andre
Hast Du tatsächlich einen konkreten Grund genannt bekommen?
Meine letzten Erfahrungen war so, dass ich zu hören bekommen habe: „Ich kann es auch nicht sagen, warum nicht“. Und das von intelligenten, selbstbewussten und emphatischen Frauen.
Ja, ich habe nachgefragt.
Ich habe das jetzt dreimal erlebt. Ok, bei einen Fall ist mir schon irgendwie klar warum. Da waren die Unterschiede dann wohl doch zu groß. Gut, lassen wir das mal weg. Aber in den anderen beiden Fällen, war es so, dass es ziemlich gut gepasst hat. Vor allem im letzten. In jeder Beziehungen. Emotional, körperlich, mental. Und das auch von ihrer Seite bestätigt wurde.
Es ist zwar schade, aber nun nicht zu ändern, dass sie sich nicht in mich verliebt hat. Aber ein "Grund" wurde es schon irgendwie verständlicher machen.
Wie fragst Du?
 

Leonie

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  • #6
„Ich kann es auch nicht sagen, warum nicht“.

ich kann es eigentlich immer für mich selber benennen, warum ich jemanden nicht will aber ich tue es nicht immer. Aus dem einfachen Grund weil manche Dinge zu verletzend oder oberflächlich sind und das tut man niemandem gerne an. Man kann einem netten Menschen nicht sagen daß man sich vor seinem schiefen Schneidezahn ekelt oder vor seinen nasenhaaren oder sein lachen in meinen Ohren dröhnt oder man sich für seinen Rundrücken schämt oder die Tischmanieren anekeln oder daß er die falsche Partei wählt oder einen blöden Spruch gemacht hat oder die falschen Bücher liest und man deshalb nicht verliebt ist.
es sind manchmal Kleinigkeiten die soviel auslösen können. Manches behält man besser für sich.
 

Vodalus

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  • #7
Ehrlich gesagt, Leonie, es wird immer irgendeine Sache geben, die dich an deinem Partner stört, manche mehr, manche weniger. Entweder die Person, die sich stört, kriegt seinen Mund auf und hilft sich und der Beziehung, oder hält es zurück, bauscht es auf und ist bald wieder Single.

Dinge, die einen stören, für sich zu behalten, finde ich äußerst kritisch.

Vod
 

Andre

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  • #8
Ich glaub, wir reden jetzt von zwei verschiedenen Dingen. Das eine ist Abbruch nach ein oder zwei Dates, das andere das Ende einer mehr oder weniger "richtigen" Beziehung.

Was Leonie in #6 schrieb, würde ich dem anderen auch nicht ins Gesicht sagen - und es im umgekehrten Fall selbst auch nicht wissen wollen. Da finde ich es in Ordnung, wenn man sagt, dass es nicht gefunkt hat, man zu unterschiedlich ist, der Typ nicht passt o.ä. Der Schmerz hält sich nach so kurzer Zeit ja noch in Grenzen, sodass ich da nicht weiter nachhaken würde.

Etwas anderes - und das meinte ich eigentlich - ist der Abbruch einer Beziehung, wo die Gefühle schon in Gang gekommen sind, wo man schon viel Zeit miteinander verbracht hat usw. Wenn der eine den anderen verlässt, ihn bis davor aber geliebt hat, dann fragt sich der andere: "Warum liebt sie/er mich nicht mehr? Was ist passiert?" oder eben auch: "Was hab' ich falsch gemacht?"

Die Antwort(en) auf die letzte Frage, die möchte ich schon wissen. Ich möchte verstehen, warum es nicht mehr geht, damit ich mir keine falschen Hoffnungen mehr mache und die Sache auch selbst abschließen kann.

Die Antwort "Ich kann es auch nicht sagen, warum nicht" heißt übersetzt wahrscheinlich immer "Meine Liebe zu dir ist weg". Aus welchen konkreten Gründen sie weg ist, kann man rational ebensowenig erklären, wie, aus welchen konkreten Gründen man sich einst verliebt hat.

Oft ist es aber so, dass der andere dennoch Dinge nennt, die ihn am anderen gestört haben. Nur, die Frage ist, welche dieser Dinge zum Erkalten der Gefühle geführt haben und wo das Erkalten der Gefühle dazu führte, dass einen am Ende alles mögliche gestört hat. Letzteres kommt oft unfair daher, und sowas sollte man nicht auf sich sitzen lassen und sich nicht zu Herzen nehmen. Aber das muss man rausfinden, da muss man nachhaken und dagegenhalten, insbesondere da, wo der andere auch seinen Anteil dran hat. Ich finde, wenn man schon diesen einen großen Schlag einstecken muss, dann ist es nur recht und billig, dass man sich nicht noch zusätzlich runterputzen lässt.

@corto: Wie ich frage, ergibt sich im Laufe der Gespräche. Ja, ich habe schon konkrete Gründe genannt bekommen.
 
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  • #9
Gründe

Hallo,

dankt Euch. Eure Antworten haben mir schon weitergeholfen. Ich habe nicht nach Gründen gefragt, und ich bekam keine Gründe genannt. Ich weiß, dass forscher sein besser gewesen wäre, aber sein Rückzug hat mich derart verunsichert, dass ich immer "kleiner" wurde. Ich habe mich nicht mehr getraut, zu fragen. Liegt wahrscheinlich auch an einer Grundschüchternheit auf meiner Seite. Ich hatte allerdings von Anfang an das Gefühl, dass er der "Überlegenere" ist. Da gabs schon gleich ein Ungleichgewicht ohne bösen Willen seinerseits.
 
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  • #10
Abwarten

Hallo Löwefrau,

die Lektion hab ich auch gelernt, beim nächsten Mal will ich mir wirklich Zeit lassen mit Kennenlernen, egal wie stark die Anziehung. Das doofe am schnellen Sex ist nämlich, dass es so schwer ist, zu unterscheiden, ob nun Affaire oder mehr, weil es zumindest bei mir zu echtem Gefühlschaos geführt hat. Heftigst verliebt war ich erst nach dem ersten Sex. Ohne den Menschen auch nur annährend zu kennen.
 

Andre

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  • #11
Das mit dem immer kleiner werden kenn ich. Aber irgendwann später hab ich mich wieder gerade gemacht und hab die Sache nochmal aufgerollt. So konnte ich das nicht stehen lassen, das hat was mit Selbstachtung zu tun. Denn ich möchte erhobenen Hauptes in die nächste Beziehung gehen und nicht von Mal zu Mal immer mehr auf allen Vieren hinkriechen.
 

corto

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  • #12
Guten Abend,

@Andre:
Vielen Dank für deine Antwort. Da habe ich dein Posting in der Tat falsch verstanden. Ich hatte deine Aussage nicht auf eine etablierte Beziehung gemünzt, sondern darauf, dass man noch in einer Phase des kennenlernen ist, die schon deutlich über 1 – 2 Dates hinausgeht, aber auch noch keine Beziehung ist. Im Grunde so eine Situation wie sie delfin_1988 im ersten Posting beschreibt.
Daher war ich etwas überrascht zu lesen, dass Du konkretere Antworten bekommen hast.
Das von mir geschrieben „Ich kann es auch nicht sagen“ war eben genau auf die Situation vor eine etablierten Beziehung bezogen.
 
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  • #13
Kleiner

Woran liegt das, mit dem immer kleiner werden? Habe ich als sehr sehr unangenehm empfunden. War das bei Dir schon häufiger? Super, dass Du es nicht so hingenommen hast!
 

Andre

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  • #14
@corto: die Trennung zwischen etablierter Beziehung und Ein-bis-zwei-Dates ist natürlich nicht so grob, wie ich es der Kürze halber ausgedrückt habe. Auch etwas in der Mitte kann am Ende hart sein.
 

Andre

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  • #15
@delfin 1988: Das mit dem Kleinerwerden liegt nach meinem Empfinden daran, dass man zunächst, wenn die Beziehung so langsam bergab Fahrt aufnimmt, derjenige ist, der versucht, das Ganze irgendwie zu retten. Dabei gerät man allmählich in die Rolle desjenigen, der dem anderen sozusagen "hinterherläuft". Immer häufiger ist man derjenige, der den anderen ansimst oder anruft, und irgendwann kommt man sich total lächerlich vor. Und in den Augen des anderen, der ja das Geschehen bestimmt und in einer sehr souveränen Position ist, kommt man sich gleich doppelt so lächerlich vor.

Wenn's dann unweigerlich zu Ende geht, kommt noch hinzu, dass man die "Schuld" bei sich selber sucht, wenn der andere einem dieses oder jenes vorhält.

Und wer sich lächerlich und schuldig fühlt, der fühlt sich zwangsläufig klein. Aber das geht vielen anderen genauso, dafür musst du dich nicht genieren. Das ist ein seelischer Ausnahmezustand, da kann man nicht erwarten, dass man sein Selbstwertgefühl und all diese tollen Dinge sonderlich gut im Griff hat.

Aber irgendwann kehren die Lebensgeister wieder. Das ist dann der Moment, sich von seinen Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen loszumachen, und sozusagen in die Offensive zu gehen. Ich hab meine "Ex" nochmal ganz schön "zurückgerissen", muss ihr aber hoch anrechnen, dass sie das bis zur endgültigen Klärung mit mir durchgezogen hat. Deswegen können wir auch wieder freundschaftlich miteinander umgehen, was auch besagt, dass ich mich wieder auf normaler Größe fühle.
 

vialavita

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  • #16
klatsch

@André
danke, super formuliert, ich kann nur zustimmen
 
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  • #17
@Andre

Genau so ist es. Bist Du von parship als Forum-Psychologe angestellt, weil Du das so gut beschreiben kannst? Hat mir jedenfalls sehr geholfen, vor allem, dass auch andere dieses Ohnmachtsgefühl kennen. Danke!
 

Andre

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  • #18
@delfin 1988: Nee, das hab ich alles selbst erlebt, und mich damit auch intensiv auseinandergesetzt. Bin ja außerdem auch schon 'n bisschen älter (49) ;-)